Guten Tag,

meine Name lautet Schwill Tiger.

Ich wurde seinerzeit von meiner liebenden Mutter im nordrheinwestfälischen Wuppertal geboren. Zunächst bestanden meine Aufgaben nur aus Essen und Schlafen. Mit zunehmenden motorischen Fähigkeiten kamen coole Sachen wie Laufen, Klettern, Sprechen und Spielen dazu und mein Aktionsradius nahm immense Ausmaße an.

Als ich das alles schon ganz gut konnte und es sogar selbstständig fertig brachte, mir meine Schuh mit einem Knoten und einer Schleife zuzubinden, was mich tagelanges Üben und viel Geduld gekostet hatte, schickte man mich in die Schule. Zuerst ging ich in die Grundschule, da wohnten wir schon nicht mehr in Wuppertal, und anschließend besuchte ich eine so genannte weiterführende Bildungsanstalt. Anfangs bereitete mir das großes Vergnügen, dann fand ich die Schule irgendwann richtig blöd und anschließend, als ich in ein Alter kam, in dem Denken anfängt Spaß zu machen, wieder gut. Bereits zu meiner Schulzeit entdeckte ich meine Liebe zur Musik, die anfangs darin bestand Kassetten und Schallplatten zu hören. Von dem Zeitpunkt an aber, an dem ich aber eine Gitarre mein Eigen nennen durfte, fesselte mich das Musizieren ungemein und ich habe seit dem auch niemals wieder damit aufgehört. Zuerst versuchte ich nur die Lieder nachzuspielen, die ich vom Hören kannte. Sobald mir das auch nur ansatzweise gelang und ich so genannte Akkorde (das sind so Griffe auf der Gitarre) spielen konnte, begann ich damit, meine eigenen Lieder zu schreiben. So kam ich auch zum Singen, denn zu meinen Liedern gehörten von Anfang an auch Texte.

Nach der Schule rief mich bereits zum zweiten Mal der Ernst des Lebens. Ich hörte, folgte und begab mich in die Arbeitswelt. Diese terra incognita hielt längst nicht so viele Geheimnisse und Abenteuer für mich bereit, wie ich es mir erhofft hatte. Den faden Geschmack dieser Enttäuschung ließen mich jedoch nach Feierabend Proben mit einer richtigen Band vergessen. Und was als dilettantisches Geknüppel begann, nahm über Jahre des Übens, Fehlerausmerzens und Hören, wie das Andere machen, immer hörbarere Formen an. Mit meiner dritten ernsthaften Band, Deine Eltern, gelang es mir, mich musikalisch zu verwirklichen.

Das allein konnte mich allerdings nicht lang aus der trübsinnigen Schwere, in die mich die Arbeitswelt mit ihrem monotonen und aussichtslosen Alltag versetzte, erheben. Ich begriff, dass ich etwas Grundsätzliches ändern musste, um mit meinem Leben zufrieden zu sein. Und so kündigte ich meine Anstellung und schrieb mich an der kölner Universität für für eine Fächerkombination ein, die ich als Nachdenkologie bezeichnen möchte. Das war bestimmt kein leichter Schritt, das müssen Sie mir glauben, aber wenn ich jetzt zurückblicke, war es doch die richtige Entscheidung.

Neben Mitschriften zu Vorlesungen, Thesenpapieren von Referaten und Stundenprotokollen häuften sich auf meinem Schreibtisch bald auch Lieder, die sich mit Deinen Eltern nicht umsetzen ließen. Das schlauchte mich nach einer Weile schon ziemlich, aber ich musste einsehen, dass auch mit einer guten Band eben nicht alles geht. Als ich mich aber immer weiter mit der Musik am Computer beschäftigte und lernte, wie man dort auch Instrumente programmieren kann, die man im wirklichen Leben nicht einmal annähernd spielen kann, kam mir die Idee ein Soloprojekt auf die Beine zu stellen. Ich nannte mich Schwill Tiger und machte alles, was ich haben wollte selbst. Ich war so DIY, dass es mehr DIY schon fast gar nicht mehr ging.

Und ab jetzt kann ich im Präsens weiter schreiben.